Heidnische Symbolik: Das Sonnenkreuz

Heidnische Symbolik: Das Sonnenkreuz

Die Sonnenkreuz ist möglicherweise eines der ältesten religiösen Symbole der Welt. Dieses Symbol findet sich in Kulturen, die sich über Asien, Europa und Nordamerika erstrecken. In diesem Blog beschäftigen wir uns mit der Herkunft und Bedeutung des Sonnenkreuzes.

Im 19. Jahrhundert wurde die Mythologie oft durch die Linse des "Sonnensymbolismus" interpretiert. Denker wie Max Müller und seine Anhänger, die sich mit indogermanischen Studien befassten, sahen Symbole wie das Hakenkreuz, das Triskelion und das Sonnenkreuz in erster Linie als Ausdrucksformen des Sonnenkults. Seit dem späten 20. Jahrhundert verfolgen Wissenschaftler jedoch einen vorsichtigeren und differenzierteren Ansatz, wie in The Quest for Myth (1951) von Richard Chase illustriert, das mythologische Symbole in breiteren kulturellen Kontexten betrachtet.

Trigger-Warnung: Symbole wie das Sonnenkreuz und das Hakenkreuz wurden im 20. Jahrhundert von den Nationalsozialisten und später von Neonazis missbraucht. Dieser Blog konzentriert sich ausschließlich auf den historischen und kulturellen Hintergrund des Sonnenkreuzes und distanziert sich ausdrücklich von den mit dem Nationalsozialismus verbundenen Ideologien.

Durch die Einordnung dieses Symbols in den richtigen Kontext hoffen wir, Licht auf seine reiche und vielfältige Geschichte zu werfen.

Herkunft

Die genaue Herkunft des Sonnenkreuzes bleibt unklar, doch das Symbol scheint eine ähnliche Provenienz wie der Lebensbaum und das Hakenkreuz zu haben. Diese drei Symbole erscheinen in verschiedenen Kulturen, von neolithischen Bauern in Europa bis zu Stämmen in Nordamerika und Asien.

Die Verwendung des Sonnenkreuzes durch indigene Stämme in Nordamerika könnte auf eine Tradition hindeuten, die mehr als 12.000 Jahre zurückreicht, bis in die Eiszeit, als die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner über die Beringstraße von Asien nach Amerika migrierten. Einige Forscher spekulieren, dass das Sonnenkreuz, ähnlich wie der Lebensbaum, seinen Ursprung in den sibirischen Steppen haben könnte. Dies bleibt jedoch spekulativ.

Neolithische Bauern in Europa, die um 8000 v. Chr. lebten, nutzten das Sonnenkreuz in ihrer Kunst und Religion. Sie integrierten das Symbol in Steinmonumente, wahrscheinlich um die Sonnenwenden zu ehren. Für diese frühen Bauern waren die Jahreszeiten und der Einfluss der Sonne von entscheidender Bedeutung für ihr Überleben. Die Bewegung der Sonne und die Tagundnachtgleichen spielten eine zentrale Rolle in ihrer naturbasierten Religion. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass sie nicht die Ersten waren, die das Sonnenkreuz verwendeten.

Unter den proto-indoeuropäischennomadischen Hirten der pontischen Steppen erscheint das Sonnenkreuz häufig. Sie verwendeten es in Felszeichnungen und Bronze-Kunstwerken, die sich über Europa und Asien verbreiteten. In ihrer Religion spielte die Sonne ebenfalls eine zentrale Rolle als Symbolder kosmischen Ordnung.

In der indoeuropäischen Mythologie wird die Sonne oft als strahlendes Rad dargestellt, das von einem Pferd in einem Streitwagen gezogen wird. Eine alternative Darstellung ist die eines Sonnenschiffs, wie es auch im alten Ägypten bekannt ist. Beide Bilder betonen die Reise der Sonne über den Himmel, ein Motiv mit tiefer Bedeutung in vielen Kulturen.

Sonnenverehrung bei den Indoeuropäern

In der indoeuropäischen Religion stand die kosmische Ordnung im Mittelpunkt. Die Sonne spielte dabei eine wesentliche Rolle, da sie die Jahreszeiten regelte und den Übergang zwischen Tag und Nacht, Leben und Tod markierte. Dadurch wurde die Sonne zu einem Symbol von Ordnung, Fruchtbarkeit und Leben.

Dunkelheit hingegen symbolisierte Chaos und Tod. Licht, mit der Sonne als Hauptquelle, wurde als Verkörperung kosmischer Harmonie und Vitalität angesehen.

Verschiedene proto-indoeuropäische Gottheiten wurden mit der Sonne und anderen Himmelskörpern assoziiert:

  • Seh₂ul (Altnordisch Sól): die Gottheit der Sonne, die Leben bringt und Ordnung bewahrt.
  • Meh₁not (Altnordisch Máni): der Mondgott, verbunden mit den Zeitzyklen und dem Rhythmus der Natur.
  • H₂éwsōs (Westgermanisch Eostre): die Göttin der Morgenröte, die das Licht des Morgens bringt und den Beginn eines neuen Tages symbolisiert.

Diese Gottheiten spiegelten die Bedeutung der Himmelskörper in der mythischen und spirituellen Welt der Indoeuropäer wider. Ihre Bewegungen wurden als Ausdruck einer universellen, zyklischen Ordnung gesehen, die das gesamte Leben beeinflusste.

Bedeutung des Sonnenkreuzes

Das Sonnenkreuz ist ein kraftvolles Symbol, das in prähistorischer Kunst und Mythologie in verschiedenen Formen auftaucht. Von den Felsgravuren in Alta, Nordnorwegen (4200–500 v. Chr.) bis zur Kunst der Bronzezeit auf Bornholm (1100–500 v. Chr.) spiegelt das Sonnenkreuz die Bedeutung der Sonne im täglichen und spirituellen Leben unserer Vorfahren wider.

Auf den Felsgravuren von Alta wird die Sonne oft mit strahlenden Sonnenstrahlen dargestellt. Zusätzlich sind kleine kreisförmige Vertiefungen sichtbar, sogenannte Schälchen, die möglicherweise die Monate oder Mondzyklen um die Sonnenwende darstellen. In einigen Gravuren wird die Sonne von einer dreibeinigen Struktur getragen, die eine praktische oder symbolische Funktion gehabt haben könnte.

In der Felskunst von Bornholm sind fünf Sonnenkreuze dargestellt. Diese Kreuze symbolisieren wahrscheinlich die tägliche Reise der Sonne über den Himmel. Das Kreuz kann mit dem Layout einer Uhr verglichen werden, bei der 12 und 6 die höchsten und niedrigsten Positionen der Sonne markieren.

Bilder wie der berühmte Sonnenwagen von Trundholm Mose (1500–1300 v. Chr.) und Gravuren auf Rasiermessern von Neder Hvolris (900–700 v. Chr.) erzählen die Geschichte der Sonnenreise. Tagsüber bewegt sich die Sonne über den Himmel, während sie nachts durch die Dunkelheit der Unterwelt reist. Diese zyklische Bewegung symbolisiert das ewige Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit, Leben und Tod.

In der späten Bronzezeit könnte das Sonnenkreuz eine neue Bedeutung erhalten haben. Es wurde nicht nur mit der Reise der Sonne, sondern auch mit Rädern assoziiert, die die Sonne über den Himmel tragen könnten. Der Sonnenwagen von Trundholm, gefunden auf Seeland in Dänemark, hat sechs Räder mit jeweils vier Speichen, die einem Sonnenkreuz ähneln. Obwohl die Erfindung des Rades zeitlich nach dem Sonnenkreuz liegt, verstärkte dieses Design die Verbindung zwischen der Sonne und ihrer Bewegung.

Der Sonnenwagen von Trundholm ist in seiner Detailgenauigkeit einzigartig, aber nicht in seinem Konzept. Fragmente eines ähnlichen Sonnenwagens wurden in einem Grabhügel in Jægersborg Hegn, Nordseeland, entdeckt, was darauf hindeutet, dass dieser Typ von Sonnenwagen nicht einzigartig war.

Sonnenkreuz in der Bronzezeit

Während der Bronzezeit war das Sonnenkreuz ein verbreitetes Symbol in den religiösen und künstlerischen Ausdrucksformen Europas. Es erschien in Kunstwerken und kulturellen Artefakten und spielte eine zentrale Rolle im spirituellen Leben der Menschen.

Ein bemerkenswertes Beispiel für das Sonnenkreuz ist ein „Miniaturstandard“ mit Bernsteineinlage, der beim Beleuchten eine Kreuzform enthüllt. Dieses Objekt, das aus der nordischen Bronzezeit stammt, wird im Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen aufbewahrt. Das Design des Sonnenkreuzes als vier-speichiges Wagenrad tritt in derselben Periode in Skandinavien, Mitteleuropa und sogar Griechenland auf. Diese weit verbreitete geografische Nutzung wird durch das Linear-B-Ideogramm gestützt, das ebenfalls ein Sonnenkreuz darstellt.

Das Sonnenkreuz war auch in Großbritannien und Irland präsent, insbesondere während der Glockenbecherkultur. Ein bemerkenswerter Fund ist eine Sonnenscheibe mit Sonnenkreuz aus etwa 2400 v. Chr., die in Monkton Farleigh, Wiltshire, ausgegraben wurde. Diese Scheibe, eine von sechs ähnlichen Exemplaren, die im Vereinigten Königreich gefunden wurden, wurde zu der Zeit verwendet, als die Sarsensteine zum Stonehenge-Monument hinzugefügt wurden.

Die Scheibe wurde in einem Grabhügel zusammen mit einem Keramikbecher, Feuersteinpfeilspitzen und den Überresten eines erwachsenen Mannes entdeckt. Monkton Farleigh liegt nur etwa 20 Meilen von Stonehenge entfernt, was auf eine mögliche Verbindung zwischen dem Sonnenkreuz und den monumentalen Strukturen dieser Zeit hinweist.

In Schweden, in der Nähe von Tanum, wurden Felsgravuren aus der skandinavischen Bronzezeit (1800–500 v. Chr.) gefunden. Diese Gravuren zeigen tanzende Männer mit Bronzeäxten, deren Oberkörper die Form eines Sonnenkreuzes hat. Dies unterstreicht die religiöse und rituelle Bedeutung des Symbols während dieser Periode.

Sonnenkreuz oder Sonnenscheibe

Sonnenscheiben, die oft Sonnenkreuze zeigen, sind Artefakte, die die Sonne, den Himmel oder möglicherweise sogar das Universum symbolisieren. Diese außergewöhnlichen Objekte wurden häufig als Opfergaben in Mooren deponiert.

Viele Sonnenscheiben wurden paarweise gefunden und hatten oft zwei kleine Löcher, die es ermöglichten, sie an Kleidung zu befestigen. Sie bestanden teilweise aus Gold, einem Material, das aufgrund seiner glänzenden, sonnigen Farbe die Sonne symbolisierte. Die Verwendung von Gold unterstreicht den heiligen und erhabenen Status dieser Objekte.

Viele verschiedene Sonnenscheiben wurden entdeckt, mit einigen bemerkenswerten Beispielen:

Die Himmelsscheibe von Nebra: Diese berühmte Scheibe, die auf etwa 1800–1600 v. Chr. datiert wird, wurde von der Aunjetitzer Kultur verwendet. Sie ist mit goldenen Symbolen verziert, die Himmelskörper wie Sonne, Mond und Sterne darstellen. Die Scheibe bietet Einblicke in das astronomische Wissen und die spirituellen Überzeugungen dieser Zeit.

Verbreitung auf den Britischen Inseln: Sonnenscheiben wurden an verschiedenen Orten gefunden, darunter:

  • Wales: 1 Beispiel
  • Schottland: 6 Beispiele
  • Irland: 21 Beispiele
  • England: 5 Beispiele

Zusätzlich wurden ähnliche Scheiben in der Bretagne und auf der Isle of Man entdeckt, was auf eine breitere Verbreitung dieses Symbolismus in Westeuropa hinweist.

Die Funde in Moorgebieten deuten darauf hin, dass Sonnenscheiben als Opfergaben für die Götter dienten. Dies weist auf eine tiefe spirituelle Verbindung zwischen den Menschen und der Sonne hin, die als Lebensquelle und Symbol kosmischer Ordnung verehrt wurde.

Das Rad des Taranis

Der keltische Donnergott Taranis weist starke Ähnlichkeiten mit dem altnordischen Gott Thor und dem proto-indoeuropäischen Gott *Perkʷūnos auf. Wie seine mythologischen Gegenstücke wird Taranis mit Donner und Blitz in Verbindung gebracht, aber auch mit einem auffälligen Symbol: dem Rad.

Das Wagenrad, oft mit sechs oder acht Speichen, spielte eine zentrale Rolle in der Ikonographie des Taranis. Römische Schriftsteller wie der Dichter Lucan identifizierten ihn sogar als „Radgott“. Auf keltischen Münzen wird das Rad häufig dargestellt, und auf dem berühmten Kessel von Gundestrup zeigt ein Panel ein halbes Rad mit acht sichtbaren Speichen.

Ab der mittleren Bronzezeit wurden Räder auch als religiöse Objekte verwendet. Diese symbolischen Räder dienten als Votivgaben und spielten eine Rolle in rituellen Praktiken. Sie wurden an heiligen Stätten wie den Heiligtümern von Alesia platziert, in Flüsse wie die Seine geworfen, in Gräbern begraben oder als Amulette getragen.

Die Räder symbolisierten wahrscheinlich die Bewegung der Himmelskörper, den Zyklus der Jahreszeiten oder die kosmische Ordnung – Themen, die eng mit der göttlichen Macht des Taranis verbunden sind.

Verschiedene Arten von Sonnenkreuzen

Innerhalb des europäischen Heidentums gibt es eine reiche Vielfalt an Sonnenkreuzen, von alten Symbolen bis hin zu modernen Interpretationen. Eines der bekanntesten Sonnenkreuze aus der slawischen Tradition ist das acht-speichige Kolovrat. Obwohl die genauen Ursprünge dieses Symbols unklar sind und unsicher bleibt, ob es ursprünglich als Sonnenkreuz verwendet wurde, wird es oft mit der zyklischen Reise der Sonne in Verbindung gebracht.

Neuheidnische Sonnenkreuze können als Fortsetzungen traditioneller Designs angesehen werden, die bis in die Bronzezeit und darüber hinaus zurückreichen. Dies deutet auf eine Kontinuität in der Verwendung des Sonnensymbolismus hin, auch wenn moderne Variationen oft neue Interpretationen und Bedeutungen enthalten.

Neben Sonnenkreuzen gibt es andere Motive, die möglicherweise die Reise der Sonne darstellen:

  • Spiralmuster: Diese wurden seit der Jungsteinzeit gefunden und könnten den Sonnenzyklus oder kosmische Energie darstellen.
  • Triquetras: Obwohl oft mit Sonnensymbolik in Verbindung gebracht, stammt diese Interpretation hauptsächlich aus Spekulationen des 19. Jahrhunderts. Beweise für die ursprüngliche Bedeutung der Triquetra bleiben begrenzt.

Das Hakenkreuz ist ein weiteres altes Symbol, das so alt wie der Lebensbaum und das Sonnenkreuz sein könnte. Es wird angenommen, dass es während der Eiszeit mit sibirischen Stämmen nach Amerika gelangte.

Obwohl das Hakenkreuz in Europa stark mit dem NS-Regime assoziiert ist und dadurch eine negative Konnotation erhielt, bleibt es in anderen Teilen der Welt ein heiliges Symbol. Während der Bronzezeit war das Hakenkreuz besonders populär und wurde häufig in Kunstwerken wie römischen und germanischen Mosaiken verwendet. Diese Mosaiken spiegeln den ästhetischen und spirituellen Wert wider, den das Symbol einst unabhängig von seinen späteren politischen Assoziationen hatte.

Das Sonnenkreuz im Christentum

Das Sonnenkreuz wurde auch im Christentum übernommen, wo es sich zum Ringkreuz oder Kreuz mit Nimbus entwickelte. Dieses Symbol, das viele Variationen aufweist, stammt sowohl aus religiösen als auch kulturellen Traditionen der frühen christlichen Geschichte.

Das Ringkreuz erscheint in verschiedenen Formen in der christlichen Kunst und Architektur, darunter:

  • Der kreuzförmige Heiligenschein, der hinter dem Kopf von Jesus in Darstellungen platziert wird.
  • Das keltische Kreuz, das prominent auf hohen Steinkreuzen in Irland und Großbritannien zu sehen ist.
  • Das koptische Kreuz, ein bedeutendes Symbol innerhalb der ägyptischen christlichen Tradition.
  • Ringkreuze aus Westfrankreich und Galicien, die häufig in alten Kirchen und Monumenten zu finden sind.

Der Nimbus, inspiriert vom römischen Siegeskranz, wurde frühzeitig zu christlichen Kreuzen hinzugefügt. Dieser Heiligenschein wurde bis zum späten 4. Jahrhundert zu einem unterscheidenden Merkmal, wobei das Chi-Rho-Motiv innerhalb eines Kreises als häufig verwendetes Symbol diente.

Der kreuzförmige Heiligenschein, der speziell für Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit und insbesondere für Jesus entworfen wurde, betonte seine Rolle als Verkörperung der Sonne und des Lebens.

Frühe Darstellungen des Ringkreuzes umfassen:

  • Das Mausoleum von Galla Placidia (5. Jahrhundert): Hier wird das Kreuz als Symbol des göttlichen Triumphs dargestellt.
  • Die Crux Gemmata in der Basilika von Sant'Apollinare in Classe (6. Jahrhundert): Dieses mit Edelsteinen verzierte Kreuz hebt die Herrlichkeit des Christentums und die Heiligkeit des Kreuzes hervor.

Fazit

Das Sonnenkreuz ist nicht proto-indoeuropäischen Ursprungs, sondern wie das Hakenkreuz und der Weltenbaum ein viel älteres Symbol. Die Interpretation des Sonnenkreuzes hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und an die Bedürfnisse der jeweils dominierenden Religion angepasst. Bis heute spielt das Sonnenkreuz eine wichtige Rolle sowohl im europäischen Heidentum als auch im Christentum.

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  • Autor: Patrick
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